Wir leben heute in einer schnelllebigen Welt mit kontinuierlichen und andauernden Veränderungen. Das einzige, was stabil ist, ist die Veränderung selbst. Dadurch entstehen oft Selbstzweifel, Spannungen in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, Stress und ein Druck, die ganze Zeit stark und perfekt zu sein.
Die mentale Gesundheit wird von vielen meist ignoriert. Psychische Gesundheitsprobleme werden oft nur dann als „wirklich“ betrachtet, wenn sie in einer extremen Form vorliegen. Oftmals suchen wir erst dann Hilfe bei einem Experten, wenn es zu spät ist.
Hast Du Dich auch schon einmal gefragt, was der Unterschied zwischen Coaching, Psychologischer Beratung und einer Psychotherapie ist? Und welches Angebot wann das Richtige ist? Im Dschungel der Hilfsangebote ist es gar nicht so einfach sich zurecht zu finden.
Doch keine Sorge. In diesem Artikel zeige ich Dir Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ich beantworte die wichtigsten Fragen zum Thema. Und falls am Ende noch Fragen offen sind: schreib sie mir gern in die Kommentare.
Ansätze zur Unterstützung Deiner Gesundheit
Coaching, Psychologische Beratung und Therapie sind unterschiedliche Ansätze. Alle jedoch können Menschen mit seelischen Problemstellungen unterstützen. Und trotzdem sind sie voneinander anzugrenzen.
Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe. Du bekommst eine persönliche Begleitung durch den Coach an Deiner Seite sowie Unterstützung bei der Problembewältigung. (Mental) Health Coaching fokussiert sich dabei insbesondere auf deine (mentale) Gesundheit.
Psychologische BeRATung verrät sich schon von selbst: Du bekommst also einen Rat zu Maßnahmen, die der Überwindung Deiner Konflikte dienen.
Psychotherapie behandelt psychische Störungen sowie Verhaltensstörungen mit wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren. Es ist also eine Kranken- bzw. Heilbehandlung, genauer das Feststellen, Heilen oder Lindern von Krankheiten.
Gemeinsamkeiten von Coaching, Beratung und Therapie
Alle haben eins gemeinsam: die grundlegende Intention ist ähnlich. Im Kern beziehen sich alle drei Formen auf die gleiche grundlegende Methode. Es gibt eine Reihe direkter Kontakte mit Dir als Individuum – Coaching-Sessions, Therapiestunden oder Beratungstermine.
Ziel aller Formate ist es
- Deine ungünstigen Denkmuster zu verändern
- Dir dabei zu helfen, negative Emotionen abzubauen
- Deine Einstellungen zu verändern sowie
- neue Verhaltensmuster zu erlernen
Methoden und Erkenntnisse, deren Wirksamkeit unabhängig von den einzelnen Disziplinen nachgewiesen ist, werden übergreifend angewandt.
Der Mensch, also DU stehst im Mittelpunkt. Und auch Transparenz ist ein großes Thema. Also die inhaltlich korrekte, wahrheitsgemäße und sachgerechte Ausübung der Tätigkeit. Auch eine ordentliche, im Vorfeld geführte Aufklärung über die Kosten der angebotenen Leistungen sollte Bestandteil jeder dieser Möglichkeiten sein.
Unterschiede zwischen Coaching, Beratung und Therapie
(1) Abgrenzungskriterium Diagnose
Per Definition ist Psychotherapie die Behandlung von psychischen Störungen mit sogenanntem “Krankheitswert“. Also eine Krankenbehandlung bzw. Heilbehandlung. Das heißt im Umkehrschluss: sobald eine Diagnose gestellt wird, liegt eine Therapie vor. Und dies darf nur von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut*innen oder Heilpraktiker*innen für Psychotherapie durchgeführt werden.
Ein Coach stellt keine Diagnosen. Das heißt jedoch nicht, dass in einem laufenden Coaching Krankheitsanzeichen zum Vorschein kommen können. In diesem Fall wird Dich Dein Coach gern darauf aufmerksam machen und an einen Therapeuten verweisen.
(2) Abgrenzungskriterium Ziele
Beratung, Coaching und Therapie verfolgen unterschiedliche Ziele.
In der Beratung geht es um deine persönliche Entwicklung sowie Vorbeugung. Zielsetzung ist, Dein seelisches Gleichgewicht auf- und auszubauen.
Therapie beschäftigt sich vorwiegend mit Heilung, Wiederherstellung und Persönlichkeitsumgestaltung.
Coaching zielt darauf ab, Dich zu befähigen besser mit Stresssituationen umzugehen, Deine Ressourcen nutzbar zu machen, Dir Werkzeuge und Methodiken für den Alltag an die Hand zu geben und Dein Wohlbefinden zu steigern.
Im Coaching und der Beratung geht es nicht darum, Krankheitssymptome zu bekämpfen, sie gar zu beseitigen oder psychische Erkrankungen zu behandeln. Ein Coach arbeitet nicht an den Symptomen selbst. Stattdessen wird auf emotionales Wohlbefinden und mehr Lebensfreude hingearbeitet. Oft beeinträchtigen körperliche Symptome das alltägliche Leben. Ziel ist es daher, Dir zu helfen, deinen Alltag leichter zu gestalten.
(3) Abgrenzungskriterium Intensität
Unterschieden werden die Formen der Hilfsangebote auch nach ihrer Intensität
- Wie häufig finden gemeinsame Termine statt (zeitliche Dichte der sozialen Interaktionen)?
- Wie lange dauert die Behandlung insgesamt?
Coaching und Psychologische Beratung sind in der Regel kürzer als eine Psychotherapie und zeitlich begrenzt.
Durch die intensivere Betreuung in zeitlich engeren Abständen ist oft auch die Art der Beziehung zwischen dem Behandelnden und dem Klienten in der Therapie stärker ausgeprägt als im Coaching oder der Beratung.
(4) Abgrenzungskriterium Thema
Therapie konzentriert sich oft auf Deine Vergangenheit und analysiert auch grundlegende Probleme und Gründe, um Deine aktuellen Konflikte zu behandeln. Es geht also über die derzeitigen Anlässe deines Verhaltens und Erlebens hinaus.
Beim Coaching und der Psychologischen Beratung liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Gegenwart und Zukunft. Du beschäftigst Dich gedanklich und emotional mit Dir und Deiner Umwelt. Auf Grundlage Deiner aktuellen Realität entwirfst Du Pläne für Deine Zukunft. Auch ein Coaching kann sich mit Deiner Vergangenheit beschäftigen – dies ist jedoch nicht der Schwerpunkt. Die Intensität ist eine andere.
(5) Abgrenzungskriterium Methodik und Techniken
Grundsätzlich wird mit kognitiven und verhaltensbezogenen Techniken gearbeitet. Bei Coaching und Beratung wird oft mit unterstützenden Methoden gearbeitet. Psychotherapie setzt mehr deutende und aufdeckende Verhaltensweisen ein. Durchaus werden Methoden aber auch übergreifend verwendet.
(6) Abgrenzungskriterium gesund vs. krank
Die Abgrenzung zwischen „gesund“ und „krank“ ist entscheidend, ob eine medizinische und psychotherapeutische Versorgung notwendig ist. Oder ob genügend gesunde Anteile vorhanden sind, sodass Beratung und Coaching möglich sind. In der Praxis ist die Grenze zwischen „gesund“ und „krank“ nicht immer eindeutig. Der Übergang wird als fließend betrachtet.
Coaching richtet sich prinzipiell an „gesunde“ Personen. Dafür ist es nötig, dass Du in der Lage bist, aktiv am Leben teilzunehmen und bereit bist, eigenverantwortlich und selbstbestimmt an Deinen aktuellen Themen zu arbeiten.
Eine krankheitswertige Störung liegt vor, wenn die persönliche Lebensführung dauerhaft beeinträchtigt ist.
Wann ist welches Angebot das richtige für Dich?
Wahrscheinlich fragst Du Dich jetzt, was das genau bedeutet – wann ein Coaching für Dich in Frage kommt oder wann Du in einer Psychotherapie besser aufgehoben wärst. Dafür habe ich Dir eine kurze Checkliste zusammengestellt. Beantworte Dir selbst die folgenden Fragen – und sei bitte ehrlich zu Dir selbst:
Herzlichen Glückwunsch! Dann steht einem Coaching und / oder Psychologischer Beratung nichts mehr im Wege!
In diesem Fall wäre es besser, du kontaktierst einen Therapeuten, um Deine persönliche Situation mit ihm / ihr zu besprechen.
Hinweis: dies ist nur als Anregung zu verstehen. Die Aufzählung ist nicht abschließend. Sprich im Zweifel gern Deinen Coach, Berater oder Therapeuten auf das Thema an. Er / sie wird Dir gerne weiterhelfen.
Wobei kann ein Health Coach helfen?
Ein Coach kann Dir helfen, Dein Leben zum Besseren zu gestalten und mit den Herausforderungen fertig zu werden, die Deine körperlichen Zeichen mit sich bringen. Coaching im Bereich der psychischen Gesundheit kann Dich auch befähigen, persönlich zu wachsen und Dein Level an Wohlbefinden zu erhöhen. Weitere positive Effekte können auch eine höhere Produktivität und Kreativität, eine positivere Lebensperspektive sowie verbesserte Beziehungen zu Freunden, Familie und Partner sein. Die Thematiken sind sehr vielfältig.
Doch es gibt bestimmte Anzeichen, die zeigen, wenn Dein Themenspektrum außerhalb des Bereichs und der Reichweite von Coaching liegt. Doch keine Sorge, Du musst Dir darüber selbst nicht so viele Gedanken machen. Dein Coach wird darauf achten und Dich darüber informieren, sollte er solche Anzeichen erkennen. Coaching hat seine Grenzen und einige Fragen sollten von einem ausgebildeten Mediziner und / oder Therapeuten behandelt werden. Dein Coach wird dich in diesem Fall gerne an einen Experten weiter verweisen.
Coaching vs. Therapie – schließt das eine das andere aus?
Nein, das eine schließt das andere nicht aus. Psychische Gesundheit ist ein großes Thema, und alle Formen von Unterstützungssystemen sind wichtig. Sie ergänzen sich gegenseitig.
Warum aber unterschiedliche Ansätze?
Ein Beispiel: Eine Depression zu haben und mit einer Depression zu leben sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Daher brauchen sie unterschiedliche Ansätze.
Nur ein Arzt darf Medikamente verschreiben. Aber eine betroffene Person muss auch mit ihrer Depression leben und ihren Alltag meistern. Sie braucht mehr als Medikamente. Ein Coach oder ein Berater kann ihr helfen, ein besseres Leben zu führen. Und sie im Prozess unterstützen, während sie sich in medizinischer Behandlung befindet.
Fazit – Was heißt das denn nun?
Der Teufel steckt also im Detail. Eine pauschalisierte Aussage und exakte Trennung zwischen Coaching, Beratung und Therapie ist schwierig. Oftmals sind die Übergänge fließend. Auch in der Praxis ist die Abgrenzung im Einzelfall nicht immer einfach.
Belastende Lebenssituationen können Auslöser für psychische Erkrankungen sein. Themen wie Work-Life-Balance, mentale Gesundheit und Wohlbefinden werden immer wichtiger. Nicht nur private Problem wirken sich auf die Arbeit aus, sondern auch die Arbeit auf das Privatleben (so auch eine Studie des Harvard Business Review – in 76% der Coachings mit Führungskräften kamen auch persönliche Probleme zur Sprache).
Die Belastungen werden gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit immer häufiger. Viele von uns stehen bei der Arbeit unter Druck, haben es eilig, müssen Termine einhalten, und haben eine strenge Büropolitik. Kennst Du das?
Das kann sehr fordernd sein. Der Stress nimmt zu. Gesundheitscoaching und psychologische Beratung sind somit zu Recht ein wachsender Bereich.
Ein Coach darf und wird Deine Krankheit nicht behandeln. Das ist nicht seine Aufgabe. Gesundheitscoaching ist eher als zusätzliches Werkzeug zu verstehen und stellt eine parallel existierende Bereicherung zur Gesundheitsförderung dar.
Was ist deine Erfahrung mit dem Thema? Hast Du noch offene Fragen? Dann schreib sie mir gerne in die Kommentare.