Kennst du das Gefühl, dass du ständig gibst – aber wenig zurückkommt? Oder dass deine Mitarbeitenden überzogene Erwartungen haben, obwohl sie sich nicht entsprechend einbringen?
Diese Spannungen sind kein Zufall. Sie folgen einem der zentralen Systemgesetze, das besonders in Unternehmen eine entscheidende Rolle spielt: dem Gesetz vom Ausgleich von Geben und Nehmen.
Was bedeutet das „Systemgesetz des Ausgleichs“?
In sozialen Systemen – ob in Teams, Familien oder Organisationen – wirkt ein unsichtbares Prinzip: Dauerhaft gesunde Beziehungen beruhen auf Balance.
Wenn jemand über längere Zeit mehr gibt als nimmt (oder umgekehrt), entsteht ein inneres Ungleichgewicht.
Dieses Ungleichgewicht zeigt sich nicht sofort. Aber es wirkt – subtil, still und oft destruktiv.
Was passiert bei dauerhaftem Ungleichgewicht?
Leistungsträger fühlen sich ausgenutzt und kündigen innerlich – oder real.
Führungskräfte übernehmen zu viel Verantwortung – und brennen aus.
Mitarbeitende geben wenig, fordern viel – und sind trotzdem unzufrieden.
Kund:innen verlangen ständige Extra-Schleifen – zahlen aber nicht angemessen.
Solche Phänomene sind keine Charakterfragen. Sie sind Symptome eines gestörten Geben-Nehmen-Verhältnisses. Und genau hier setzt systemisches Denken an.
Wie zeigt sich das im Unternehmer-Alltag? – 5 konkrete Situationen
1. Du gibst ständig Impulse – aber das Team bleibt passiv
Du entwickelst Ideen, hältst Meetings, treibst die Strategie. Aber dein Team reagiert kaum, liefert wenig zurück.
Systemische Ursache: Zu viel „Geben“ ohne sichtbares „Nehmen“ entwertet deine Beiträge. Deine Impulse verpuffen, weil das System keine Rückkopplung gibt.
Systemischer Ausgleich: Fordere bewusst Feedback, Ergebnisse oder Rückmeldungen ein. Mach Wirkung und Resonanz zu einem Muss, nicht zur Option.
2. Ein Mitarbeitender bekommt viel – aber liefert wenig
Hoher Lohn, flexible Arbeitszeiten, persönliche Förderung – aber der Output bleibt überschaubar.
Systemische Ursache: Ein dauerhafter Überhang an „Nehmen“ führt zu Entwertung. Paradoxerweise sinkt die Motivation, weil das innere Gleichgewicht fehlt.
Systemischer Ausgleich: Klare Erwartungen, transparente Zielvereinbarungen und Feedback sind notwendig, um Leistung und Wertschätzung in Balance zu bringen.
3. Kunden fordern Nachbesserung nach Nachbesserung
Du gibst viel: Sonderrabatte, Zusatzleistungen, Support – aber der Kunde ist nie wirklich zufrieden.
Systemische Ursache: Wenn das Nehmen überwiegt, entsteht ein einseitiges Machtverhältnis. Kunden „gewöhnen sich“ ans Mehr – und verlieren den Respekt vor dem eigentlichen Wert.
Systemischer Ausgleich: Klare Angebotsgrenzen, transparente Kommunikation und wertschätzende Konsequenz helfen, den Austausch wieder symmetrisch zu gestalten.
4. Du übernimmst Aufgaben, die eigentlich nicht deine sind
Du springst ein, wenn andere nicht liefern. Du rettest Projekte, löst Konflikte, ziehst durch – immer wieder.
Systemische Ursache: Du gibst Verantwortung ab, ohne Rücknahme oder Gegengewicht. Dadurch entmündigst du dein Team – und überforderst dich selbst.
Systemischer Ausgleich: Grenzen setzen, Verantwortung zurückgeben, Vertrauen schenken – und auch mal aushalten, wenn etwas nicht perfekt läuft.
5. Du erhältst Lob – aber es fühlt sich leer an
Kund:innen und Kolleg:innen danken dir – aber du spürst innerlich: Es passt nicht. Irgendetwas fehlt.
Systemische Ursache: Anerkennung ohne echten energetischen Ausgleich (z. B. Wertschätzung im Tun, finanzielle Honorierung oder echtes Engagement) bleibt hohl.
Systemischer Ausgleich: Wertschätzung braucht Substanz – und darf auch in Leistung, Beteiligung oder Geld sichtbar werden.
Warum der Ausgleich wirkt – und was passiert, wenn er fehlt
Geben und Nehmen sind wie zwei Seiten eines Kontos.
Ist das Konto überzogen, geht Vertrauen verloren. Ist es im Plus, entsteht Bindung, Engagement, Freude.
Ein ausgeglichenes System…
stärkt die Eigenverantwortung im Team
erhöht die Loyalität von Kunden und Mitarbeitenden
reduziert Konflikte und Missverständnisse
schützt dich als Unternehmer:in vor Überforderung
Ein unausgeglichenes System…
erzeugt Druck, Erschöpfung und Rückzug
führt zu passivem Widerstand oder offener Ablehnung
erzeugt heimliche Schuld oder übermäßige Ansprüche
bringt das ganze Unternehmen aus dem Takt
Fazit: Systemisch führen heißt Balance schaffen
Systemik bedeutet nicht: alles ist gleich – sondern alles ist im Gleichgewicht.
Wenn du als Unternehmer:in lernst, das Prinzip von Geben und Nehmen bewusst zu gestalten, schaffst du Raum für gesunde Beziehungen, produktive Zusammenarbeit und langfristigen Erfolg.
Ein System kommt dann in Fluss, wenn der Austausch wieder fair, ehrlich und ausgewogen ist.